FemTools

Gendersensible Usability-Forschung am Beispiel von Werkzeugen zur Brennholzherstellung für PrivatanwenderInnen

WerkzeugherstellerInnen bewerben Werkzeuge wie Motorsägen und Häcksler nahezu ausschließlich mit Bildern von jungen, kräftigen Männern - der ideal typischen Vorstellung von Holzarbeitern. Damit wird u.a. eine geschlechtsspezifische Zuständigkeit und Befähigung zur Brennholzherstellung suggeriert. Diese soziale Konstruktion spiegelt sich auch in der Produktauslegung wider (z.B. Griffformen, Gewicht, Kraftaufwand beim Starten). Die in der Werkzeugauslegung und der Bewerbung kommunizierte geschlechtsspezifische Arbeitsteilung führt zu strukturellen Ausschlüssen vieler Frauen, einem Teil der Männer, wie auch vieler älterer Personen im Zugang zu den Werkzeugen wie auch in deren Anwendung in der privaten Brennholzherstellung.

AKTUELL

Einen Überblick über das Projekt und die Ergebnisse bietet der FemTools-Ergebnisfolder, der auch auch hier bestellt werden kann.

Im Rahmen von FemTools wurde deutlich, dass Frauen oft keine passfähige Schutzausrüstung am Markt finden. Eine "Nachschau" in den Katalogen für 2014 bei HerstellerInnen von Persönlicher Schutzausrüstung (Handschuhe, Schnittschutzhosen etc.) hat gezeigt, dass zunehmend der Bedarf von Frauen an passfähiger Ausrüstung erkannt wird. So hat ein bekannter Anbieter von Schutzbekleidung dies unter "Neue Produkte - nicht nur für Männer" in seinem neuen Katalog hervorgehoben. Andere Hersteller verweisen zwar weniger explizit auf die Verfügbarkeit von entsprechenden Größen, bieten solche allerdings in einigen Segmenten bzw. auf Bestellung an.

Publikationen

Mraz, Gabriele/Hofmann, Roswitha/Bernhofer, Gabriele (2013): Die Motorsäge als vergeschlechtlichtes Artefakt. Maskulinitäts- und Femininitätskonstruktionen in der privaten Brennholzherstellung. in: Soziale Technik, 2/2013, 17-19.

Mraz, Gabriele/Hofmann, Roswitha/Bernhofer, Gabriele (2013): Vom Baum zum Scheit: Frauen in der privaten Brennholzherstellung. in: Ökologisch Wirtschaften, 2/2013, 42-46.

Forschungsfragen

Zur Einschreibung von Geschlechterverhältnissen in Produkte liegen bisher kaum empirische Arbeiten vor. Fem-Tools geht daher folgenden Fragen nach:

  • Wie manifestiert sich die Re-Produktion von gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen ("doing gender") in der Werkzeugentwicklung, Produktkommunikation und Anwendung am Beispiel von Motor sägen und Häckslern?
  • Wie kann eine geschlechter-adäquate Entwicklung von Werkzeugen in diesem Bereich initiiert werden?

Der innovative Charakter des Vorhabens liegt in dieser Adressierung von geschlechtsspezifischen Einschreibungen in der Werkzeugentwicklung unter der Perspektive des Universal Designs. Die Erkenntnisse dieses Forschungsvorhabens stellen einen notwendigen ersten Schritt in Richtung innovativer, geschlechter-adäquater Lösungen dar, wobei die Ergebnisse potenziell auch anderen Gruppen zugute kommen (z.B. Männern, älteren Personen).

Projektziele

Kernziele des Projekts sind ein Erkenntnisgewinn hin sichtlich geschlechtsspezifischer Faktoren in der Werkzeugentwicklung, in deren Produktkommunikation und in der Produktanwendung (in Produkttests und Kursen), sowie der Abbau von Geschlechterstereotypen in diesen Bereichen durch die Identifikation von "doing gender" Aspekten (z.B. Vorstellung über den "idealen Nutzer") und den Ansatz des Universal Designs.

Ein weiteres Ziel ist das Empowerment von Frauen für die private Brennholzherstellung zu fördern. Das Projekt trägt zudem zur sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit bei, indem es ökologische Aspekte der Werkzeuge berücksichtigt, die gemeinschaftliche Nutzung der Werkzeuge anregt, den Einsatz nachwachsender Brennstoffe fördert und auf eine Ausweitung von NutzerInnengruppen abzielt.

Vorgangsweise

Gemeinsam mit WerkzeugherstellerInnen werden geschlechter-relevante Faktoren in der Produktauslegung identifiziert. Durch Nutzerinnentests und Kurse für Frauen zur Brennholzherstellung werden ge schlechtsspezifische Faktoren auf Ebene der Produktan wendung und der sozialen Interaktion herausgearbeitet.

Veranstaltungen des Projekts

Dr.in Roswitha Hofmann nahm am 6. November 2012 an der Veranstaltung der GenderAG zum Thema "Neue Erfolgschancen durch Genderaspekte in Forschungs- und Innovationsprozessen" im Haus der Forschung teil. Sie berichtete über ihre Erfahrungen in der inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit im Rahmen von FemTools und diskutierte u.a. die Frage, wie Erkenntnisse der Geschlechterforschung in die angewandte Forschung und Entwicklung übersetzt werden können.

Das Projekt FemTools wurde am 20.10.2012 bei der "Biennial Conference of the European Association for the Study of Science and Technology (4S/EASST) 2012" an der Copenhagen Business School vorgestellt. Der Vortrag mit dem Titel "The Chainsaw-Case: Gender-Specific Exclusions in Tool Design and Handling" von Dr.in Roswitha Hofmann stieß auf reges Interesse und ermöglichte einen inhaltlichen Austausch im Rahmen der internationalen wissenschaftlichen Community zum Thema geschlechtergerechte Produktauslegung.

Am 6. März befasste sich der Herstellertag des Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) in Groß-Umstatt ausschließlich mit dem Thema Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Hier informierte auch FemTools über die Ergebnisse des Forschungsprojektes und es wurde in Gesprächen erläutert, welche Anforderungen Frauen an die PSA stellen.

Am 4. Dezember 2012 wurden in einem KWF-Workshop die Ergebnisse des Forschungsprojektes FemTools vorgestellt. Der KWF gab am 7.2.2013 eine ausführliche Pressemitteilung dazu heraus, die in vielen Medien aufgegriffen wurde, u.a. im Holz-Zentralblatt.

Im Rahmen der Holzmesse Klagenfurt wurden am 1. September 2012 erste Projektergebnisse vorgestellt.

Im Rahmen des Projekts veranstalteten wir vom 12.-13. April 2012 gemeinsam mit der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl einen Kurs zur Brennholzerzeugung für Frauen. Das Programm beinhaltete sowohl die Baumfällung als auch die Aufarbeitung vom Trennschnitt bis zum gespaltenen Holz, die richtige Lagerung und genaue Vermessung ebenso wie das richtige Einheizen. Die Begleitforschung im Rahmen des Kurses wird derzeit ausgewertet, Ergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt hier vorgestellt.

Verbreitung der Ergebnisse

Die Ergebnisse sollen auch auf weitere Produktlinien übertragen werden und neben AnwenderInnen vor allem auch HerstellerInnen, HändlerInnen und KursanbieterInnen zugute kommen.

logo bmvit Das Projekt wird vom bmvit im Rahmen der Programmlinie FEMtech FTI gefördert.
Laufzeit: 2011 bis 2013.
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Kontakt

Tel: +43/6991/523 61 31
Email:

Gefördert von

  • DI Doris Pollak

PartnerInnen

  • Dr.in Roswitha Hofmann; Sozial- und Wirtschaftswissenschafterin
  • grauwert - Büro für demografiefeste Produkte und Dienstleistungen, Mathias Knigge

Infos

Mehr im Internet: